Schlafproblemen effektiv vorbeugen: So geht’s

Die 24-Stunden-Gesellschaft leidet an Schlafproblemen

Schaf

Spoiler

  • Schlafmangel und Schlafprobleme sind oft berufsbedingt durch Stress, Schicht- oder Büroarbeit.
  • Ständige Erreichbarkeit stört die Trennung von Arbeit und Freizeit und schränkt die Ruhephasen ein.
  • Bei chronischen Schlafproblemen hilft eine Therapie.

Die Schlafforschung ist eine Disziplin in den Kinderschuhen. Erst seit rund 25 Jahren werden stressbedingte Schlafprobleme als medizinisch relevantes Thema wahrgenommen. «Auch heute noch wird chronischer Schlafmangel oft als Wellnessproblem abgewertet», sagt Dr. Jens Acker, Chefarzt und Geschäftsleitungsmitglied der Klinik für Schlafmedizin (KSM).

Schlafprobleme: Ursachen oft im Berufsfeld

Die Nachfrage nach Schlaftherapien steigt kontinuierlich. Bei rund einem Drittel der Patienten ist das Manko an nächtlicher Erholung auf Stress, vor allem im Beruf, zurückzuführen. Zudem sind Menschen, die in Schichten arbeiten, häufig betroffen.

«Der menschliche Organismus ist seit 100‘000 Jahren auf körperliche Arbeit konzipiert. Büroarbeit existiert erst seit rund 120 Jahren», erklärt Dr. Jens Acker. Die grosse Mehrheit der Menschen mit Schlafproblemen übt Schreibtischberufe aus.

Erste Anzeichen – gravierende Folgen

Chronische Schlafstörungen kündigen sich an, wenn das Einschlafen schwer fällt, oder bei wiederholtem Aufwachen in der Nacht beziehungsweise am frühen Morgen. Sowohl Körper als auch Geist finden nicht jene Erholung, derer sie eigentlich bedürfen. Werden die Anzeichen zu lange ignoriert, drohen Herz-Kreislaufbeschwerden oder psychische Erkrankungen wie ein Burnout.

Ein entscheidender Faktor für die Ruhelosigkeit ist die vermeintliche Verpflichtung zur ständigen Erreichbarkeit. Diese trägt dazu bei, dass Arbeit und Freizeit nicht klar voneinander getrennt werden. Die richtige Reaktion ist das Ziehen von Grenzen und der bewusste Verzicht auf Internet und Social Media in der Freizeit – also eine Cyber-Diät.

Natürliche Hilfe bei Schlafproblemen

Bei episodischem Stress, zum Beispiel vor einer Prüfung oder in der Abschlussphase eines wichtigen Projekts, können medizinische Präparate auf beispielsweise Hopfen- oder Baldrian-Basis beim Einschlafen behilflich sein. Bei chronischen Schlafroblemen sollte hingegen nicht langfristig auf Schlafmittel gesetzt werden, sondern die Betroffenen sollten einen Spezialisten konsultieren. Ansonsten droht eine Abhängigkeit.

Im Berufsalltag gehen gute Vorsätze für mehr Erholung schnell vergessen, denn auf der Managementstufe wird oft vorgelebt, dass Leistung und Verfügbarkeit die obersten Maximen sind und Schlaf ein notwendiges Übel ist. «Im Durchschnitt schläft der Schweizer rund 7,5 Stunden. Nur 10 bis 15 Prozent der Menschen sind Kurzschläfer und kommen mit weniger Ruhe aus», so der Experte. Kadermitarbeiter bedienen sich oft der Philosophie des Spitzensports, ignorieren aber die Tatsache, dass gerade Top-Athleten grossen Wert auf genügend Schlaf legen.

Arbeitgeber in der Pflicht

Dr. Acker macht allerdings auch die Erfahrung, dass Arbeitgeber sich durchaus auch für Massnahmen für die Erholung der Mitarbeitenden interessieren und so in ihre Nachhaltigkeit investieren. So werden zum Beispiel Ruheräume im Betrieb geschaffen oder kollektive Kurse zur Entspannung angeboten, um Schlafproblemen vorzubeugen. «Wir begleiteten ein Jahr lang 80 Unternehmen bei der Umsetzung. Sämtliche Massnahmen bringen aber nur etwas, wenn sie top-down gelebt werden, das heisst, wenn der Chef auch als positives Beispiel dafür dient, dass man zwischendurch mal runterfahren muss», empfiehlt Dr. Acker.

Tipps gegen Schlafprobleme

  • Bei Schreibtischtätigkeit Bewegung in den Alltag integrieren (Treppe statt Lift, Teil des Arbeitswegs zu Fuss, Sport über Mittag etc.).
  • Arbeitspausen einplanen, die diesen Namen auch verdienen (ohne Smartphone oder Gespräche über die Arbeit).
  • Zeitfenster einbauen, in denen Mails und Social Media nicht gecheckt werden.
  • Smartphone und Internet können aber auch zur Gewinnung von Ruhe genutzt werden: Apps und Online-Therapien, die dazu beitragen, den eigenen Rhythmus von Arbeit, Frei- und Ruhezeit zu entdecken bzw. zu koordinieren.
  • Führen eines «Schlaftagebuchs», das aufzeigt, wann geruht und geschlafen wird. Viele Personen stellen erst «auf dem Papier» fest, wie wenig sie zur Ruhe kommen bzw. wie selten sie offline sind.
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